Fans und Kritiker sind sich –zumindest
in der Wortwahl - in ihrem Urteil einig: Odaiba, Tokios
modernster und jüngster Stadtteil, ist „Wahnsinn“.
Wahnsinnig aufregend, abwechslungsreich und cool, jubeln
die einen. Wahnsinnig künstlich, architektonisch chaotisch
und absolut leblos, wettern die anderen. Eine Fahrt mit
der computergesteuerten Bahn Yurikamome über die Rainbow-Bridge
hinüber auf die „Müllhalde“ empfehlen
jedoch beide Parteien. Kein Wunder. Denn Odaiba ist auf
alle Fälle sehenswert, nicht nur wegen der Sonnenuntergänge
im Sommer hinter der Tokioter-Skyline mit angestrahltem
Tokyo-Tower.
Die Fakten: Odaiba ist das letzte Aufschüttungsprojekt
der Metropole Tokio. Zunächst sollte dort eine Modell-Stadt
im Meer enstehen, Vorzeigeobjekt für eine „City-Expo“.
Das Milliarden-Projekt, Hirngespinst größenwahnsinniger
Stadtverwalter, scheinreicher Unternehmen und allzu bereitwilliger
Architekten platzte jedoch mit Beginn der Dauer-Wirtschaftskrise
in Japan Anfang der 1990er Jahre.
Übrig geblieben ist eine eigenwillige Mischung aus Wohn-,
Freizeit-, und Businessviertel. Odaiba bietet zum Beispiel:
einen künstlichen Strand mit Strandpromenade, Asiens
größtes Riesenrad, gigantische Freizeitkomplexe
mit Geschäften, Restaurants, Cafés und Spielarkaden,
futuristische Architektur, wie das Gebäude von Fuji
TV oder das Messezentrum Big Site, mehrere Hotels, ein Wellnesszentrum
mit heißen Quellen und ein Schiffahrtsmuseum. Von Stadtplanung
kann auch hier keine Rede sein, aber nirgendwo hat Tokio
so viel Weite wie in Odaiba und nirgendwo spürt man
so intensiv, dass Tokio ja eigentlich am Meer liegt. Eine
Rückfahrt mit der Fähre zählt daher auch zum
Odaiba-Programm.
All das hat Tokios neueste und letzte „Müllhalde“ zum
beliebtesten Ausflugsziel werden lassen.
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